Ich kenne Menschen, die sich seit vielen Jahren selbstständig machen wollen, aber Angst vorm Gründen haben. Werden sie sich bis zur Rente als Angestellte durch ihre Erwerbstätigkeit quälen?

Spreche ich diese „Traum-Gründer“ auf ihre Pläne an, glänzen ihre Augen beim Beschreiben ihrer Geschäftsidee. Hake ich jedoch nach und frage nach dem Realisierungsstand, rudern sie ganz schnell zurück. Gründe, um nicht zu gründen, gibt es viele:

„Ich möchte die Sicherheit eines festen Einkommens nicht verlieren.“

Ich kann ja verstehen, dass der Schritt in die Selbstständigkeit kritisch beleuchtet wird. Aber: Laut Creditreform haben 2015 23.230 Unternehmen Insolvenz angemeldet. Im selben Jahr wurden 388.000 Unternehmen im Vollerwerb und 248.700 im Nebenerwerb gegründet (Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie). Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen ist übrigens rückläufig.
In Deutschland wird eine Anstellung oft mit „Sicherheit“ verbunden. Vielleicht wirkt diese Frage deshalb ketzerisch, aber ich stelle sie trotzdem: Wie viele Angestellte waren 2015 ohne Arbeit? Was ist dran an der vermeintlich sicheren Tätigkeit in Anstellung:
Arbeitslos gemeldet waren im September vergangenen Jahres 2,708 Millionen Menschen, gegenüber 31.363 Millionen in Beschäftigung. Darüber hinaus gibt es Arbeitslose in Schulungsmaßnahmen oder anderen Programmen, die gar nicht in dieser Statistik auftauchen. Real sind also noch mehr Menschen ohne Arbeit, nämlich ungefähr jeder Zehnte.

Fakten nehmen Ängste

Relativ einfach kann man sich also Fakten beschaffen, um die eigenen Vorbehalte zu überprüfen. Tatsache ist: Der Verlust des festen Einkommens aus einer Anstellung kann schneller passieren, als das Scheitern mit einer Existenzgründung. Die Sicherheit ist mehr „gefühlt“, als real.
Ein anderes Thema ist die Höhe und Regelmäßigkeit des Einkommens, das in der angestellten Tätigkeit vertraglich geregelt wird. Aus dem Stand als Gründer ein gleichmäßig hohes Einkommen zu erwirtschaften, ist nicht einfach. Vor der sich daraus ergebenden Unsicherheit schützt eine vernünftige Planung. Für die Startphase ist ein finanzielles Polster hilfreich, das auch die Lebenshaltungskosten berücksichtigt. Eine detaillierte Finanzplanung verschafft den Überblick, ob und in welcher Höhe Kredite nötig sind. Wer aus der Arbeitslosigkeit gründet, hat unter bestimmten Bedingungen weiterhin Anspruch auf Leistungen von der Agentur für Arbeit.
Wenn die eigene Unternehmung tatsächlich scheitert, springt die Agentur für Arbeit ein, wenn man sich freiwillig arbeitslosenversichert hat. Es gibt also keinen Sturz ins Nichts.
Diese Tatsachen sind als Argumente hilfreich, wenn man um Zustimmung und Unterstützung im familiären Umfeld werben muss:

„Meine Frau/mein Mann könnte mit der Unsicherheit der Selbstständigkeit nicht leben.“

Unsicherheit entsteht da, wo die Folgen von etwas nicht überschaubar sind. Schließlich kann sich ein Misserfolg existenziell auswirken. So lange sich ein Gründungsprojekt in der „Traumphase“ befindet, können Angehörige die Risiken schlecht einschätzen. Besser ist es, ihnen schwarz auf weiß zu präsentieren, wie der Plan aussieht. Dazu gehört selbstverständlich die schon benannte Finanzplanung. Die Perspektiven rosarot auszumalen, ist nicht zielführend. Muss sich die Familie in der Gründungsphase für eine Zeitlang im Lebensstandard einschränken, sollte das offen kommuniziert werden.

Hast du genug Leidenschaft?

Hier liegt auch die erste Herausforderung für den Gründer, seine Geschäftsidee zu „verkaufen“. Hier findest du zum Thema Geschäftsideen noch weitere Informationen: warmeling.consulting/geschaeftsideen/Hast du die Leidenschaft, um für dein Projekt einzutreten und es deinen Angehörigen schmackhaft zu machen? Hast du gegründet, musst du es fremden Menschen präsentieren und Aufträge/Verkäufe generieren. Deiner Familie liegt etwas an dir, sie ist dir wohl gesonnen. Kannst du nicht einmal deinen Partner oder deine Partnerin überzeugen, wirst du es schwer haben. Das verkäuferische Element musst du bei einer selbstständigen Tätigkeit immer mitdenken. Willst du also ernsthaft gründen und unterlässt es dann, weil die Familie ihr Veto einlegt, hast du dich möglicherweise nicht genug ins Zeug gelegt. Es eine deiner Kernaufgaben, im Vorfeld einer Gründung Ängste abzubauen. Denn deine Familie, besonders deine Partnerin/dein Partner, werden in der Gründungsphase wichtige Stützen für dich sein, wenn sie voll hinter deinem Projekt stehen.
Es gibt noch andere typische Ängste:

 

„Und wenn keiner meine Produkte/meine Dienstleistung haben will?“

Marktforschung kann man auch betreiben, wenn man kein spezialisiertes Institut damit beauftragt. Welche Zielgruppe willst du ansprechen? Such dir Menschen, die dieser Zielgruppe angehören und rede mit ihnen. Welchen Bedarf haben sie? Was muss dein Angebot bieten? Was darf es kosten? Gibt es einen Wettbewerb? Was bietet er zu welchem Preis an? Allmählich kristallisiert sich dann heraus, ob du überhaupt Chancen am Markt hast. Nur so entsteht eine realistische Einschätzung deiner Marktchancen!
Schon vor der Gründung gibt es viel zu tun. Da können Zweifel am Vorhaben aufkommen:

 

„Ich hätte keine Zeit mehr für meine Familie, Freunde und Hobbys.“

Möchtest du dich direkt in den Erschöpfungszusammenbruch katapultieren, arbeite am besten 25 Stunden am Tag und lass dir keine Zeit mehr für deine sozialen Kontakte, für dich und deine Hobbys und Interessen. Wahrscheinlich wirst du weniger Zeit dafür haben. Aber es liegt in deiner Hand, dich vernünftig zu organisieren und genug Freiraum für alles einzuplanen, was es noch neben der Arbeit gibt. Du kannst diese Zeit bewusst und intensiv nutzen.

 

„Wenn ich scheitere, bin ich doch die Lachnummer im ganzen Bekanntenkreis.“

Mal ganz unter uns: Was für einen Bekanntenkreis hast du denn? Freunde unterstützen dich und stehen dir zur Seite. Macht jemand abfällige Bemerkungen über etwas, was du mit Herzblut betrieben hast, kannst du gut und gerne auf ihn verzichten.
Diese Gründe, um nicht zu gründen, waren nur eine Auswahl der typischen Abwehr-Argumente, die ich immer mal wieder höre. Letztendlich denke ich aber, dass die eigentliche Hemmschwelle in der Eigenverantwortlichkeit des Handels und des potenziellen Scheiterns liegt. Fährt mein Arbeitgeber seinen Laden an die Wand, verliere ich zwar meinen Job, bin aber nicht „schuld“.

Hinderliche Einstellungen korrigieren

Diese Sichtweise ist nicht förderlich, wenn man ein selbstbestimmtes Leben führen will. Fehler und ein Scheitern gehören zum Leben dazu, genauso wie Erfolge. Es ist eine Frage der eigenen Haltung, ob ich Misserfolge als Chance zum Lernen und Bessermachen werte, oder als Bedrohung, in die ich mich gar nicht erst begebe. Man kann es lernen, seine Haltung dazu zu ändern. In meinem kostenlosen E-Book „Zukunft erfolgreich verändern“ gebe ich dazu Tipps. Außerdem kann man mit solider Vorarbeit Risiken kalkulieren und minimieren. Das ist die professionelle Herangehensweise, die deine Gründung sicherer macht.

Wer schon seit langem darüber nachdenkt, sich selbstständig zu machen, sollte noch einmal selbstkritisch nachdenken, was ihn tatsächlich davon abhält. Für mich ist die Selbstständigkeit auch ein wichtiger Bestandteil meiner Lebensqualität. Die wünsche ich jedem anderen auch, der sich jetzt noch nicht traut!

Herzlichst

Mike Warmeling

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