Woher kommen Selbstzweifel und was kann ich dagegen tun?

Kennst du das? Du hast eine großartige Idee, um deinem Leben eine absolut neue, ultimative Wendung zu geben. Das würde nicht nur deine Zukunft zum Besten verändern, sondern auch die von deinen Kindern und Enkelkindern. Du bist ganz Feuer und Flamme, arbeitest dich schon durch die Details deiner Unternehmung durch und dann… Dann kommen sie, die Selbstzweifel. Wusch!!! Mit der ganzen, alles Positive vernichtenden, monströs-titanischen Kraft brechen fatale Gedanken über dich herein und suggerieren dir mit ununterbrochener Konstanz: „Das schaffst du nie! Lass das! Bleib, wo du bist!“

Woher kommen sie nun, diese plagenden, handlungshemmenden Bedenken?

Der Schlüssel liegt in dem Begriff „narrative Identität“. Unser Leben verstehen wir als Narrativ, als eine Geschichte, die wir uns selbst erzählen. Unsere Vergangenheit, Gegenwart und auch die Zukunft spielen sich vor unseren Augen ab. Wir sind die Hauptprotagonisten, unsere eigenen Helden.

Gewöhnlich werden an einen Helden hohe Erwartungen gestellt. Er lebt ganz gemäß seiner Vorstellungen und Überzeugungen. Ein Scheitern ist nicht vorgesehen. Umso schlimmer wird es, wenn wir selbst der Held sind, der nicht scheitern darf.

Selbstzweifel, berechtigt oder unerwünscht?

Was machen wir nun? Als erstes müssen wir uns vor Augen führen, dass Selbstzweifel eine der verbreitetsten Erscheinungen auf der Welt sind. Den Gerüchten zufolge soll sogar der amerikanische Präsident Barack Obama nach dem ersten Aufwachen im Weißen Haus gesagt haben: „Was mache ich hier überhaupt?“

Und Menschen, die noch eine berufliche Veränderung wagen wollen, stehen vor einer besonderen Herausforderung. Ute-Christine Klehe, eine Arbeitspsychologin an der Universität Gießen bezeichnet die Beziehung zur Karriere wie eine Ehe. Sie soll „eine Verbindung fürs Leben“ sein. „Die Trennung von einem Beruf ist damit auch die Trennung von einer Idee von sich selbst, und das bedeutet ein großes Stück Identitätsarbeit.“

Zum anderen müssen wir wissen, dass Selbstzweifel berechtigt und gar von Nutzen sein können. Daniela Horstmann, Beraterin für Selbständige zum Thema „Online Präsenz“, spricht von anregenden Selbstzweifeln als einer Unterstützung für eine erfolgreiche Selbständigkeit. Will man beispielsweise einen Online-Shop für hochwertige Schokolade eröffnen und hat aber keine Erfahrung mit Schokolade und Internet, sind die Selbstzweifel durchaus legitimiert. An der Stelle empfiehlt es sich zu fragen: Welche Kenntnisse muss ich mir aneignen, wer kann mich dabei unterstützen?

Und so nutzen wir die Selbstzweifel zu unserem Vorteil

Zaudert man bezüglich seiner Sachkenntnisse, greift man auf das Outsourcing zurück. Das notwendige Know-how findet man bei den Dienstleistern. Nicht alles zu wissen hilft übrigens auch dabei, die branchenüblichen Gedankenbarrieren zu ignorieren und einen anderen, innovativeren Weg einzuschlagen.

Ist man der Meinung, man sei nicht extrovertiert genug, sollte man sich bewusstmachen, dass nette, verantwortungsvolle Menschen für eine gute Kundenbindung, freundliches Betriebsklima, Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit im Unternehmen sorgen.

Dank unseres finanziellen Sicherheitsbedürfnisses behalten wir unsere Kosten im Blick und wirtschaften sparsam. Pessimistische Existenzgründer, die sich selbst nicht wirklich als risikofreudig beschreiben würden, haben den Vorteil, alles sehr gründlich zu planen und vorzubereiten.

Ist man von seinen mathematischen Fähigkeiten, Schreibkenntnissen oder ähnlichem nicht überzeugt, sollte man wissen, für diese Art von Arbeiten gibt es Software, Vorlagen und letztendlich auch Dienstleister.

Zu guter Letzt müssen wir uns vergegenwärtigen, dass es noch eine andere Art von Selbstzweifeln gibt, nämlich irrationale Ängste und Unsicherheiten. Diese dürfen wir getrost ignorieren. Sie hindern uns nur an der Weiterentwicklung, rauben positive Energie und hemmen unseren Unternehmungsgeist.

Angst vor den Konkurrenten ist oft übertrieben. Auf dem Markt sind nämlich kleine, wendige, innovative Unternehmen bessergestellt, weil sie wandlungsfähiger, agiler sind und schneller auf die Veränderungen reagieren können.

Angst zu scheitern ist ein besonders großes Thema bei den Existenzgründern und durchaus berechtigt. Schlimmer aber als zu scheitern, ist es, nicht wieder aufzustehen und es nochmal zu versuchen.

Das „Hochstapler“-Syndrom

Große Unsicherheit angesichts der beruflichen Veränderung findet ihren Ursprung unter anderem im „Hochstapler“-Syndrom. Nadja Petranovskaja beschreibt das Verhalten der Betroffenen auf folgende Art und Weise: Erfolgreiche Männer und Frauen schreiben ihre Verdienste dem Zufall, Glück oder Beziehungen und nicht ihrem eigenen Intellekt oder ihrer eigenen Spitzenleistung zu. Sie sind fest davon überzeugt, von ihrem Umfeld weitaus kompetenter und professioneller eingeschätzt zu werden, als sie es wirklich sind. Sie fürchten, dass sich ihre Leistungen beim genauen Hinschauen als Hochstapelei und Schwindel herausstellen könnten.

Die Referendarin träumt davon, das Abitur nochmal schreiben zu müssen. Mit ihren Schülern. Juristen mit Prädikatsexamen zittern vor dem ersten Mal, im Namen des Volkes ein Urteil zu fällen. Uni-Absolventen mit sehr guten Englischkenntnissen drücken sich vor Anrufen beim ausländischen Geschäftspartner oder trinken sich vorher Mut an.

Die Ursachen liegen zum einen in der frühkindlichen Sozialisation und dem geschwächten Selbstvertrauen. Zum anderen hängt es auch mit der modernen Leistungsgesellschaft zusammen. Wir vergleichen uns und unsere Errungenschaften ständig mit den anderen. Alles muss immer besser, schneller und gleichzeitig kostenneutraler werden. Hinzu kommt unsere Angst vor Kritik.

Selbstzweifel bekämpfen

Wie können wir nun das Blatt zu unseren Gunsten wenden? Wie so oft sind wir auch in diesem Fall auf die Hilfe unserer engsten Mitmenschen angewiesen. Sie werden sicherlich unser Vertrauen zu schätzen wissen, wenn wir sie in existenziell wichtige Lebenspläne einweihen. Menschen, die das Positive in uns und in  Anderen sehen, sind von unschätzbarem Wert. Sie werden zu unseren Verbündeten in der Sache, zerstreuen unsere Selbstzweifel und geben uns so Rückendeckung.

Extreme Selbstbeobachtung ist bei der Existenzgründung zu vermeiden. Erspare dir „Hätte“- und „Sollte“- Sätze bei der Selbstreflexion. Wir müssen uns selbst ein Freund sein, in dem wir uns in die Rolle unserer Verbündeten hineinversetzten und – die ganze Situation aus einem anderen Blickwinkel betrachtend – uns Ratschläge geben.

Ohne positives Denken und gesundes Selbstvertrauen kommt man auf dem Markt nicht weiter. Will man die Außenwelt von dem Produkt und sich selbst überzeugen, muss man dieses Gefühl auch ausstrahlen. Alles, was wir uns vorgenommen haben, geht in Erfüllung, weil wir hart daran arbeiten und wissen, was wir tun, wie wir es tun und mit welchen Mitteln wir es schaffen können. Und stolpern wir auf dem Weg dahin, stehen wir auf und laufen, um unseren Traum umzusetzen.

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Herzlichst
Mike Warmeling