Ein Gastbeitrag von Mareike Brensing, Redakteurin der BuGaSi GmbH

Eine Reflexion über die Anforderungen an Fachkräfte im digitalen Zeitalter

Sie haben die Schule abgeschlossen und eine Ausbildung oder ein Studium hinter sich. Vielleicht sind Sie auch als Quereinsteiger in Ihrem Berufsfeld gelandet. Oder es war dieses eine Praktikum, das einem die Pforten zum heutigen Job geöffnet hat. Egal auf welchem Wege man in seiner Position gelandet ist: Jeder von uns kann ein gewisses Fachwissen aufweisen. Etwas, was uns für unseren Job priviligiert und nicht so leicht ersetzbar macht. Trotzdem möchte man sich darauf nicht ausruhen. Die nächste Generation rückt mit dem Versprechen nach, für frischen Wind und Innovation im Unternehmen zu sorgen und Ihnen damit den Platz streitig zu machen. Vor allem aber bringt sie aktuelles Wissen mit. Laut ManagerSeminare machen sich 56% der europäischen Beschäftigen Sorgen, dass Ihre berufliche Qualifikation veraltet.

Wir lesen heute häufig, dass Weiterbildungen nicht leisten können, was die technischen Entwicklungen eigentlich von ihnen verlangen. Oft heißt es: Das Wissen, das für Fortbildungen aufbereitet wird, sei beim Zeitpunkt der Schulung schon wieder veraltet. Da kann man leicht die Motivation zum Lernen verlieren, selbst wenn man die besten Vorsätze hat. Vielleicht ist das allerdings auch einfach etwas schwarzmalerisch. Ist es realistisch, dass man als langjährig erfahrene Arbeitskraft in seinem Fachbereich den Anschluss verliert, obwohl man offen für Weiterbildungsmaßnahmen ist? Vermögen Fortbildungen wirklich nicht, Wissenslücken zu schließen, oder neue Entwicklungen zu vermitteln, weil deren Inhalte schneller veralten als die einer Ausbildung?

Die Evolution hat uns doch gelehrt, dass man anpassungsfähig sein muss, um zu bestehen. Es muss also möglich sein ein Experte auf seinem Gebiet zu bleiben, wenn man offen für Neues ist. Denn auch wenn die Neuerungen vielleicht nicht ganz so schnell veralten, wie manch ein Blogartikel behauptet, sollte man sich selbst zum lebenslangen Lernen motivieren. Oder wenigstens motivieren lassen. Zugegeben: Dieses Konzept ist nicht neu. Aber es ist dennoch eine wunderbare Chance für jeden einzelnen, sich selbst zu reflektieren, Fehler zu überwinden, seine Persönlichkeit weiterzuentwickeln und Wissen auf- und auszubauen.

Digital Learning – schon im digitalen Zeitalter angekommen?

Es gibt mittlerweile viele Wege an das gewünschte Fachwissen zu gelangen. Ich möchte heute drei Methoden vorstellen, sich im digitalen Zeitalter weiterzubilden. Online-Recherche, MOOCs und LMS.

Online-Recherche

Es scheint fast zu offensichtlich, darum wird ihr Gewicht oft vergessen: Die Online-Recherche. Wir tun es (fast) alle: Wir googeln, sehen uns online Videos an, wir lesen Wikipedia-Artikel, Online-News, Blogs, Foren, Umfrageergebnisse u.s.w. Die Recherchemöglichkeiten wachsen stetig und sind größer als in jeder Bibliothek. Zumal man mittlerweile auch sämtliche Bibliotheken online durchstöbern kann. Aber auch die Online-Recherche will gelernt sein. Ich erinnere mich an die Warnungen von Lehrern und Dozenten, als ich selbst noch die Schulbank drückte: „Vertraut nicht Wikipedia, vertraut nicht Google! Dort kann jeder Quatsch stehen.“ Richtig. Allerdings gibt es im Internet eine interaktionsfähige Leserschaft, wodurch die Richtigkeit von Artikeln diskutiert und Inhalte geändert werden können. Zugegebenermaßen, passiert die Verbreitung von Fake-News online wesentlich schneller als auf klassischen Verbreitungswegen. Jedoch verbreiten sich auch nirgendwo sonst so schnell Korrekturen oder echte Neuigkeiten, wie beispielsweise aktuelle Forschungsergebnisse.

TIPP: Ziehen Sie bei der Online-Recherche immer mehrere Quellen heran und prüfen Sie deren Seriosität und Verlässlichkeit. Vergleichen Sie die Ergebnisse ihrer Quellen. Notieren Sie sich widersprüchliche Aussagen, vielleicht können Sie sich selbst in Online-Foren, -konferenzen oder andere Disskussionsformen einbringen. Diskutieren Sie ruhig auch im Kollegenkreis, was Sie herausgefunden haben. Profitieren Sie vom Wissen anderer und lassen andere an Ihrem Wissen teilhaben – online wie offline. Obacht: Werbung lauert oft getarnt als redaktioneller Inhalt auf Websites, da hilft auch kein Ad Blocker.

Massive Open Online Courses (MOOCs)

Bei MOOCs handelt es sich um kostenlose online Kursangebote mit beinhalteter (häufig kostenpflichtiger) Prüfung, die ursprünglich von Hochschulen bereitgestellt wurden. Mittlerweile gibt es aber auch viele kommerzielle Anbieter. Essenzielle Bestandteile von MOOCs sind Videos (meistens Mitschnitte von universitären Vorlesungen) und Tests. Es kann auch gefordert werden, zusätzlich Texte zu lesen, oder schriftliche Hausaufgaben einzureichen, die aufgrund der hohen Teilnehmerzahl allerdings nicht zwangsläfig vom Dozenten korrigiert werden, sondern beispielsweise von anderen Teilnehmern. Man unterscheidet zwischen xMOOCs, die sich auf die Videos spezialisiert haben und cMOOCs, bei denen mehr Wert auf Konnektivismus gelegt wird. Diese Lerntheorie ist im Zuge der Digitalisierung vom kanadischen Lerntheoretiker George Siemens entwickelt worden und beruht auf der Annahme, dass ein Mensch kein isoliertes, sondern vernetztes Individuum ist und deshalb auch im Netzwerk mit anderen Menschen, sowie nicht-menschlichen Quellen am effizientesten lernt.

TIPP: Versuchen Sie es mit einer Fremdsprache! Nicht jeder fühlt sich etwa mit seinem Schulenglisch einer ganzen Schulung in dieser Sprache gewachsen. Es ist jedoch erstaunlich, wie schnell man Fortschritte in einer Sprache macht, wenn man es bloß mal ausprobiert. Die Vernetzung mit Menschen aus der ganzen Welt ist plötzlich viel wahrscheinlicher und einfacher. Und wenn Sie mal in einen MOOCs hereinschnuppern möchten, empfehle ich, sich aus der Sammlung https://www.mooc-list.com/ zu bedienen. Hier werden Kurse internationaler Universitäten aus sämtlichen Fachbereichen angeboten und man bekommt alle wichtigen Rahmenbedingungen gleich mitangezeigt. Übrigens nicht nur das Kursangebot, sondern das gesamte Internetangebot wächst ungemein, wenn Sie es nicht ausschließlich auf Deutsch nutzen. Und manch ein Spielfilm ist im Originalton plötzlich sehenswerter als die synchronisierte Version und gutes Übungsmaterial noch dazu.

Learning Management Systems (LMS)

LMS sind sehr vielseitige Software-Systeme, deren Einsatz als Lernplattform in der Lehre große Vorteile bringen kann. Eines der bekanntesten LMS ist wohl Moodle, jedoch gibt es viele Anbieter, die diverse Module zur Aufbereitung der Lerninhalte anbieten. Dazu gehört nicht nur der digitale Kursraum für die Bereitstellung der Arbeitsmaterialien, wie Texte, Dateien und Links, sondern auch sogegannte „Lernaktivitäten“. Wobei es sich dabei zumeist eher um lernmotivierende Werkzeuge handelt. Es gibt beispielsweise Foren, Tests, Aufgaben, Lektionen, Wikis und Glossare, Chats oder Quizzes. Diese Form des E-Learnings eignet sich vor allen Dingen für Hochschulen oder Betriebe, die Fachwissen an einen großen Personenkreis vermitteln und dabei besonders die Vernetzung der Lernenden untereinander fördern wollen. Einen weiteren großen Vorteil bietet die Möglichkeit aller Lernenden, die Kurseinheiten in individuellen Häppchen abzuarbeiten. Es ist egal, wenn ich etwas nicht verstanden habe und ein Lernvideo fünf Mal anschaue, zurückspule oder den Text, den ich letzten Monat gelesen habe, heute noch mal nachschlagen muss. Man behindert niemanden in seinem Lernfluss, wenn man seiner eigenen Geschwindigkeit nachgeht und wird ebenso wenig durch andere am eigentlich Lernen gehindert. Es kommt keine Langeweile auf, da man seinen Ansprüchen und seinem Lernverhalten entsprechend agieren kann, von wo aus und wann man will.

TIPP: Möchte man selber einen Online-Kurs anbieten, um beispielsweise seine potenziellen Kunden oder Mitarbeiter weiterzubilden, bringt das zugegebenermaßen erstmal einige Arbeit mit sich. Denn mit Lernvideos, Texten und weiterführender Literatur allein ist es noch nicht getan. Die Gamification-Elemente, Fragenkataloge und dergleichen müssen ebenfalls zur Verfügung gestellt werden. Darum sollte die Bereitschaft zur Nutzung eines LMS ggf. zuvor bei den Lernenden erfragt werden. Man kann für die richtige Herangehensweise und die Erstellung erster Online-Kurse professionelle Hilfe heranziehen. Wenn ein Kurs erst einmal steht, können die Lernenden selber dabei helfen das Angebot zu verbessern, indem sie etwa die Aufgaben erfüllen müssen, neue Fragen mit Antwortmöglichkeiten einzureichen, um den Kurs erfolgreich abzuschließen. So kann ein Kurs über Jahre „reifen“ und gleichzeitig neue Entwicklungen im Themenfeld berücksichtigen.

Fazit

Schnelllebigkeit finden wir heute im privaten und beruflichen Alltag. Man sagt uns nach, unsere Aufmerksamkeitsspanne sei nicht länger als die eines Goldfischs. Gleichzeitig sollen wir sämtliche Fortschritte der Wissenschaft verinnerlichen, obwohl diese morgen angeblich schon wieder veraltet sind. Man bekommt manchmal den Eindruck, die Digitalisierung passiere um einen herum und man verpasse irgendetwas, dabei ist man schon längst ein Teil davon. Wir nutzen Geräte und Applikationen ganz selbstverständlich, sie gehören zum Leben dazu. Man darf sich also nicht verrückt machen lassen. Doch gleichzeitig sollte man sich selbst zum lebenslangen Lernen motivieren und die richtigen individuellen Lernimpulse für sich entdecken. Denn die Möglichkeiten dazu sind so vielseitig, wie nie zuvor.

Die Gastautorin:
Mareike Brensing ist gelernte Online-Redakteurin, lebte und arbeitete einige Jahre in Schottland und schreibt nun unter anderem auf dem BuGaSi Blog.

Die BuGaSi GmbH hat sich aus einem Forschungsprojekt der Hochschule Bochum entwickelt. Mit ihren innovativen Business Simulationen und computergestützten Planspielen, konnten sie sich über die letzten Jahre als Anbieter für Lerninnovationen etablieren. Sie bieten Lösungen für die Zukunft des Lernens und gerne auch unverbindliche Beratung auf diesem Gebiet.