Hast du manchmal auch das Gefühl, dir mit einigen Gewohnheiten das Leben nicht gerade zu erleichtern? Es soll hier nicht um Dauerbrenner wie Rauchen oder Diäten gehen. Diese Themen werden häufig genug beackert. Mir geht es um Gewohnheiten, die konkret davon abhalten, sein Leben erfolgreicher zu gestalten.

Belohnungen, die eigentlich schaden

Ein Beispiel: Konsumschulden. Viele Menschen kommen finanziell nie auf einen grünen Zweig, weil sie sich mit Konsum belohnen, obwohl sie gar nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfügen. Sie haben sich eine Haltung angewöhnt, die ihnen zutiefst schadet. Ihre Chance, sich ein Vermögen aufzubauen, sinkt mit jedem Ratenkauf, den sie tätigen.

Alte Denkmuster hinterfragen

Ein anderes Beispiel: Herr X hat sich selbstständig gemacht, nachdem er jahrelang erfolgreich als Einkäufer in einem großen Konzern gearbeitet hat. Er hat ein tolles Produkt aufgetan, eine schöne Website und Hochglanz-Broschüren gestalten lassen. Nun sitzt er in seinem Homeoffice und wartet auf Kundschaft.
„Ich verstehe nicht, warum mir dieses geniale Produkt nicht aus den Händen gerissen wird“, beklagte er sich bei mir. „Jeder, dem ich es präsentiere, ist begeistert“.
Ich habe ihn gefragt, wie er seine Kundschaft denn anspricht. „Mit der Website natürlich“. „Und wie finden Ihre potenziellen Kunden diese Website und das Produkt, von dem noch kaum jemand weiß?“, habe ich gefragt. „Man informiert sich doch…“, meint Herr X.
Er war es als Einkäufer gewohnt, per Internetrecherche Produktneuheiten aufzuspüren. Um Vermarktung hat er sich nie gekümmert. Nun muss er die gewohnte Haltung und das vertraute Arbeitsfeld verlassen und sich angewöhnen, verkäuferisch zu denken und zu handeln. Andernfalls werden seine finanziellen Reserven bald aufgebraucht sein und das Unternehmen wird mangels Umsatz keine tragfähige Zukunft haben.

Das letzte Beispiel mag sich krass konstruiert anhören. Ist es aber nicht. Jungunternehmer scheitern unter anderem, weil sie ihre Gewohnheiten nicht ändern und an die unternehmerischen Notwendigkeiten anpassen. Feste Arbeitszeiten, festes Tätigkeitsfeld, feste Verhaltensmuster im Tagesablauf, usw. Stattdessen muss ich mich immer wieder aufmerksam selbst hinterfragen: Passt wirklich alles so, wie ich es gewöhnlich mache? Hakt es irgendwo, z.B. im Zeitmanagement? Wie das Eisenhower Prinzip hier helfen kann, zeigen wir dir in dem verlinkten Beitrag. Gibt es alte Verhaltensmuster, die ich noch nie angezweifelt habe?

Wunsch und Wirklichkeit

Noch ein Beispiel: „Als Selbstständiger muss man ein Postfach haben!“ Dann kann der Chef sich vormittags verdrücken, um die Post zu holen, gleich nebendran auf einen Cappuccino einkehren und sich dafür feiern, als Selbstständiger gewisse Freiheiten zu genießen. Super, wenn der Laden gut läuft. Warum jammert dieser Mensch dann so, dass das Geschäft einfach nicht genug abwirft? Hat er sich etwa eine Lebenshaltung angewöhnt, die seinem Erfolg deutlich abträglich ist? Nachmittags 3mal die Woche um 17.00 Uhr zum Golf, samstags segeln, und irgendwann will die Familie auch von seiner Zeit abhaben? Der Mann hat sich angewöhnt, zu leben, wie er meint, dass erfolgreiche Menschen leben. So wird er nie einer! Das Ergebnis ist Unzufriedenheit mit sich selbst und immer mehr Probleme.

Der Weg des geringsten Widerstands

„Gewohnheiten sind wie Trampelpfade im Park – wer einmal eine Abkürzung gegangen ist, geht sie immer wieder.“, leitet ein Artikel in einer Psychologie Zeitschrift ein Interview mit dem Gehirnforscher Gerhard Roth ein. Roth meint darin auch: „ Eine alte Gewohnheit durch eine neue zu ersetzen ist das schwerste, was es für das Hirn gibt.“
Im Gehirn sind Gewohnheiten als Verhaltensmuster fest verankert, um uns das Leben einfacher zu machen. Wir müssen nicht ständig neu darüber nachdenken, wie wir etwas erledigen, sondern gewöhnen uns feste Muster an, die automatisch ablaufen.

Und wir lernen doch…

Was uns den Tagesablauf vereinfacht, muss nicht unbedingt nützlich für uns sein. Nicht alle Gewohnheiten passen zu den Anforderungen an unternehmerisches Handeln.
Obwohl die Äußerungen des Hirnforschers entmutigend klingen, ist Selbstveränderung möglich. Das neue Wissen über die Entstehung von Gewohnheiten und die Belohnungssysteme des Gehirns gibt uns Anhaltspunkte, die uns die Selbstveränderung ermöglichen. Besonders wichtig: Erfolgreich ist die Ersetzung einer alten Gewohnheit durch eine sinnvollere neue! So fällt es dem Hirn leichter, sich „umzuprogrammieren“.

1. Gewohnheiten aufgeben

Entscheidung: Der allererste Schritt, um eine Gewohnheit zu ändern, ist eine klare Entscheidung. „Man könnte ja mal…“ ist ein hoffnungsloser Ansatz. „Jetzt, oder nie“ und der Wille zur Veränderung sind die einzigen erfolgversprechenden Mittel, Gewohnheiten aufzugeben.
Aktiv werden: Nicht so lange warten, bis eine Gewohnheit geändert werden muss. Mit einer Entscheidung aus eigenem Willen ist die Motivation größer.
Umlernen: Gewohnheiten trainiert man sich an. Genauso kann man sie sich abtrainieren.
● Alternative finden: Die alte Gewohnheit sollte bewusst durch eine neue, sinnvollere ersetzt werden, weil man sonst ruckzuck wieder im alten Trott weitermacht.
KISS: „Keep it simple and stupid“ Eine Radikalveränderung funktioniert nur durch extreme äußere Einflüsse, wie schwere Erkrankungen, Krieg, Katastrophe etc. Geh also besser Schritt für Schritt vor.
Step by step: Ändere wenn möglich nur eine Gewohnheit nach der anderen. Sonst geht dir auf dem Weg durch Selbstüberforderung die Puste aus.
Einen Monat: Um das zu vermeiden, nimm dir zunächst vor, deine neue Gewohnheit einen Monat lang durchzuhalten. Das ist ein überschaubarer Zeitraum, nach dem du dich sicher fühlen kannst, nun für immer anders zu handeln.

2. Neue Gewohnheiten trainieren

Vertrag: Geh mit dir einen schriftlichen Vertrag ein, in welchem du dich verpflichtest, wie du zukünftig handeln willst.
Konkretisierung: Warum willst du deine Gewohnheit ändern? Schreib es auf und häng es dort auf, wo es relevant ist.
Einbettung: Wie bette ich die neue Gewohnheit in meinen Tagesablauf ein, nachdem ich festgestellt habe, wie ich etwas verändern will?
Belohnen: Bei erreichten Zwischenzielen belohnst du dich! Z.B. 10mal zum Sport gegangen? Dafür gibt es ein besonders leckeres Essen beim Lieblingsitaliener.
Alternative: Wie gehst du mit einem Rückfall um? Plan entsprechende Maßnahmen, um wieder in die Spur zu kommen.
Schalter: Es gibt Auslöser für gewohnte Verhaltensweisen, die jeden automatisch steuern. Setz diese Schalter bewusst ein. Z.B. Immer wenn ich mich morgens an den Schreibtisch setze, sehe ich mir zuerst die To-Do-Liste an.
Positiv verstärken: Ein Fehltritt in der Veränderung sollte nicht zur großen Frustration führen. Belohn dich besser für Fortschritte! Bleib positiv, das motiviert nachhaltig.

Auf das Thema „Gewohnheiten“ werde ich auch in meinem Online-Bootcamp „Persönlichkeitsentwicklung“ eingehen. Auf unserer Facebook-Seite findest du Videos, in denen ich die Themen vorstelle. Auch in meinem kostenlosen E-Book „Zukunft erfolgreich verändern“ findest du Tipps. Lad es dir einfach hier herunter!

Herzlichst

Mike Warmeling