Viele Menschen fürchten sich davor, Fehler zu machen. Deshalb scheuen sie Veränderungen.

Sie finden es peinlich, etwas Neues nicht sofort zu beherrschen. Diese Befürchtungen nehmen einen so großen Raum in ihrer Vorstellung ein, dass es keinen Blick mehr für die möglichen Vorteile neuer Perspektiven gibt.

In einem meiner allerersten Verkaufsgespräche hatte ich mitten in der intensiv trainierten Verkaufsargumentation einen totalen Blackout. Mein Gegenüber war ein gestandener Geschäftsmann, dem ich ein umfangreiches Angebot schmackhaft machen wollte. Es hatte mich viel Zeit gekostet, überhaupt einen Termin mit ihm zu bekommen. Nun saß ich ihm also gegenüber, hatte komplett den Faden verloren und schnappte nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen.

Peinlichkeit, ein Ganzkörper-Erlebnis

Kennst du das Gefühl? Dein Puls steigt, dir wird gleichzeitig heiß und kalt, du bemerkst, wie dir die Schamesröte ins Gesicht steigt. Dir bricht der Schweiß aus und deine Stimme zittert, falls sie nicht komplett versagt. Du schämst dich so sehr, dass du am liebsten im Boden versinken möchtest. Plötzlich zieht sich die Zeit ins Endlose, Sekunden dauern unendlich lange und du kannst dir nicht vorstellen, jemals wieder aus dieser Situation heraus zu kommen. Dein Unterbewusstsein reagiert, weil du ihm Gefahr signalisierst, indem es dir Adrenalin ins Blut pumpen lässt. Es bereitet dich auf eine schnelle Flucht vor. Wegrennen wäre jetzt allerdings nicht gerade zielführend…

Was kannst du nun tun? Wichtig ist es, die Situation erst einmal zu akzeptieren. Dein Körper ist im Alarmzustand, den er aber gleich herunterfahren wird. Es hat in deinem Leben bereits derartige Situationen gegeben und du weißt, dass sie vorüber gehen. Warte ab, bis das akute Peinlichkeitsgefühl nachlässt. Versuche, freundlich über den Augenblich hinweg zu lächeln. Entschuldige dich, hol ein Taschentuch aus der Tasche und putz dir die Nase, um die Pause dezent zu überbrücken. In deinem subjektiven Empfinden hält der Moment viel länger an, als er tatsächlich dauert.

Sich fangen und strategisch vorgehen

Hast du dich gefangen, kannst du von der Reaktion deines Gesprächspartners abhängig machen, wie du weiter vorgehst. Du kannst den Faden wieder aufnehmen und die kurze Gesprächspause als rhetorische Pause einfach im Raum stehen lassen. Vielleicht wundert sich dein Gegenüber. Aber wenn er noch nicht unruhig geworden ist, wird die Pause so kurz gewesen sein, dass du einfach fortfahren kannst. Hier hilft auch immer ein Businessplan, um dein Unternehmen gezielt zu führen. Mehr Informationen zum Businessplan erhältst du auf der verlinkten Seite.

Eine Alternative dazu ist es, offensiv zu dem kurzen Aussetzer zu stehen und zu sagen: „Verzeihung, ich habe gerade den Faden verloren. Jetzt geht es aber zügig weiter!“ Dieses Verhalten ist souverän und in keiner Weise peinlich. Jedem kann mal ein Aussetzer passieren. Das war kein grober Schnitzer, sondern menschlich. Wir sind keine Maschinen und sollten auch nicht mit uns umgehen, als müssten wir permanent „funktionieren“.

Fehlbarkeit ist menschlich

Unser hoher Anspruch an uns selbst ist es, der solche Blackouts hervorruft. Unser Perfektionismus macht uns dafür empfänglich, Fehler und Aussetzer als Katastrophen zu bewerten. Ist es ein Kennzeichen von Leistungsfähigkeit, fehlerlos zu sein? Sehe ich meine Fehler als Chancen, daraus zu lernen und etwas zu verbessern, bringen sie mich sogar voran.
Macht jemand wieder und wieder denselben Fehler, ist das eine ganz andere Sache. Er ist fachlich oder situativ überfordert mit seiner Aufgabe. Oder es ist ihm einfach egal, was er abliefert, weil ihm das Verantwortungsbewusstsein fehlt.

Fehlerquellen beheben

Macht man einen Fehler, sollte man zu allererst dazu stehen. Dann geht es daran, die Fehlerquelle zu ergründen und den Schaden zu beheben. Hin und wieder ist es auch sinnvoll, die Aufgabe abzugeben. Nicht jeder kann alles gleich gut. Dazu kann man stehen. Kein Unternehmen profitiert davon, wenn der Unternehmer oder die Mitarbeiter doppelt oder dreifach so lange für fehlerhafte Ergebnisse benötigen, als ein anderer, der es „drauf“ hat und fehlerlose Arbeit abliefert.
Ich gründe ein Solo-Unternehmen und stehe seit meiner Ausbildung mit der Buchhaltung auf Kriegsfuß? Sinnvoll wäre es, in der Finanzplanung und Organisation eine externe Lösung zu berücksichtigen. Ein dicker Fehler wäre es aber, daraufhin alle entsprechenden Vorgänge links liegen zu lassen. Die letztendliche Gesamtverantwortung für alle Vorgänge rund um seinen Betrieb hat der Unternehmer. „Das habe ich nicht gewusst“, „Das hat mir keiner gesagt.“, „Ich bin selber ganz überrascht“ wird keinen Finanzbeamten milder stimmen, falls etwas aus dem Ruder läuft. Diese Form von Ignoranz kann teure Folgen haben.

Fehler-Unkultur

„Diejenigen, die keine Fehler machen, machen den größten aller Fehler: Sie versuchen nichts Neues.“ Dieser Sinnspruch unbekannter Herkunft macht deutlich, was auch Wissenschaftler herausgefunden haben. Wo eine Kultur der harten Bestrafung von Fehlern herrscht (und das gilt auch für unsere eigene Haltung zu unseren Fehlern), gibt es keine Offenheit für Veränderungen und Neues, sondern eine Vermeidungshaltung. Entwicklung ist nicht mehr möglich, weil man sich im Vertrauten sicherer vor Fehlern fühlt.
In einem Unternehmen führt diese Unternehmensphilosophie zum Stillstand der Weiterentwicklung und schließlich zur Unfähigkeit, sich Marktveränderungen anzupassen oder sie voranzutreiben. Beim Einzelnen hat die Angst vor Fehlern zur Folge, dass er in seiner Situation gefangen bleibt und sich niemals zutrauen wird, selbstbestimmt sein Leben in die Hand zu nehmen.

Durch Fehler lernen

Zurück zu meinem Blackout, von dem ich eingangs berichtet habe. Ich bin damals in die Offensive gegangen. Mein potenzieller Kunde hat mich während meines Aussetzers mit einem Pokerface betrachtet. Ich habe mich gefühlt, wie ein mickriges Insekt unter dem Mikroskop. Das hat meinen Kampfgeist geweckt. Das bin ich nicht und so will ich nicht von anderen gesehen werden!
„Herr Meyer, entschuldigen Sie mein Schweigen. Mir hat es gerade die Sprache verschlagen. Das Preis/Leistungsverhältnis dieses Angebotes ist so gut, dass ich gerade nochmal nachrechnen musste. Aber es stimmt. Wir können Ihnen diesen Preis bieten. Ich fasse kurz alle Vorteile zusammen…“.

Diesen Auftrag habe ich nicht bekommen. Aber kurze Zeit später ist dieser Unternehmer einer meiner besten Kunden geworden, denn ich habe nicht aufgegeben. Er hat die Blackout-Situation im Nachhinein kommentiert: „Den blutigen Anfänger konntest du nicht verbergen. Aber wie du deinen Blackout überspielt hast, das war großes Kino. Da hast du Biss bewiesen. Das hat mir gefallen!“
Durch Fehler können wir uns entwickeln. Deshalb liegt der Fehler darin, Fehler zu vermeiden. Wer sich nicht bewegt, kommt auch nicht voran. Manchmal gibt es einen Umweg oder eine Verzögerung, wenn man etwas falsch macht. Aber es lohnt sich, seinen Weg zu gehen! Mehr dazu in meinem E-Book “Zukunft erfolgreich verändern”.

Herzlichst

Mike Warmeling