Jetzt die richtigen Weichen stellen

Hast du dich schon einmal gefragt, ob du fit für den Arbeitsmarkt 4.0 bist? Ob du deinen Job auch in fünf Jahren ausüben kannst? Von Existenzängsten bleibt angesichts gravierender gesellschaftlicher Veränderungen fast niemand verschont. In vielen Lebensbereichen vollzieht sich infolge voranschreitender Digitalisierung ein unvermeidlicher Strukturwandel. Das wird in unmittelbarer Zukunft den ganzen Arbeitsmarkt auf den Kopf stellen. Wusstest du beispielsweise, dass nach der Berechnung des IAB nur 40 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten noch nicht vom technologischen Wandel bedroht sind?

Viele Wirtschaftswissenschaftler beschäftigen sich mit dieser Entwicklung schon seit einigen Jahren. Unter dem Schlüsselwort „Industrie 4.0“ versuchen sie, die Folgen einer totalen Vernetzung zwischen Maschinen, digital-interaktiver und physischer Welt abzuschätzen. Die Verarbeitung und Auswertung riesiger Datenmengen, Big Data, sowie die Bedeutung von Sozial Media, Cloud Computing und autonom arbeitenden Systemen sind in diesem Kontext nicht mehr wegzudenken. Das Internet der Dinge ist eine nahe Zukunftsvision, in der sich alltägliche Objekte mit dem Internet und miteinander verbinden, Informationen sammeln, verarbeiten und weitergeben, die sich selbst steuern und regulieren. Schon heute zählt ein Fitnessarmband die gelaufenen Kilometer und leitet sie ans Handy weiter. Im VIP-Parkhaus am Düsseldorfer Flughafen parkt der Roboter „Ray“ Autos ein, informiert sich selbständig über Abflüge und Ankünfte und sortiert die Autos vor, sodass sie für ihre Besitzer pünktlich zur Ankunft bereitstehen.  Unsere Welt wird zu einem riesigen selbstregulierenden Informationssystem.

Vom technologischen Wandel bedroht

Hinsichtlich des digitalen Wandels müssen sich viele Arbeitnehmer schon jetzt Gedanken um ihren Job machen. Denn in Folge der Digitalisierung und Automatisierung werden viele Arbeitsplätze gestrichen. Zum einen fallen Jobs mit einem hohen Routineanteil weg. Davon betroffen sind Berufe in der industriellen Produktion, Land- und Bauwirtschaft sowie in der Energie- und Wasserversorgung. Zum anderen ist der Rückgang von Arbeitsplätzen in den verwaltungsintensiven Branchen zu erwarten. Bank- und Verlagswesen, Medien, Versicherungen, Verkehr und Handel sehen sich zahlreichen strukturellen, Arbeitskraft einsparenden Maßnahmen gegenüber. Sehr gut kommen dagegen leitende Tätigkeiten weg sowie Unternehmensdienstleistungen und alle Tätigkeiten, die online stattfinden.

Herausforderung für den Sozialstaat

Ein anderer ernst zu nehmender Aspekt der Digitalisierung ist hierzulande die Auswirkung auf den Sozialstaat. Fachleute warnen: Der digitale Wandel in der Wirtschaft wird die soziale Ungleichheit durch den Beschäftigungsrückgang enorm verstärken. Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen könnten gegebenenfalls diejenigen auffangen, die ihren Job infolge des digitalen Wandels verloren haben. Vorausgesetzt, sie sind dazu bereit und imstande, sich qualifizieren zu lassen. Eine andere Lösung wäre das bedingungslose Grundeinkommen.

Das würde jedoch eine tiefgehende Spaltung unserer  Gesellschaft hervorrufen, wenn einige wenige für die schuften, die vom Sozialsystem aufgefangen werden. Darüber hinaus sehen viele Menschen die Arbeit als eine Erfüllung, als Gewinn und nicht allein als eine Notwendigkeit zur Sicherung des Lebensstandards.

Heute aktiv werden

Viele Arbeitnehmer geben sich der Illusion hin, es werde schon nicht so schlimm werden. Mit der Folge, dass sie in absehbarer Zeit keinen Job mehr haben. Das Adäquate in der aktuellen Lage wäre es aber, die eigenen Kompetenzen und das Netzwerk zu erweitern. Mutige Entscheidungen müssen getroffen werden. Gerade Start-Up-Unternehmen werden imstande sein, unverhoffte Möglichkeiten der digitalisierten Welt höchst profitabel zu nutzen, flexiblere und individualisierte Informations- und Dienstleistungsgüter zu kreieren, neue Marktnischen zu schaffen und dauerhaft zu besetzen. Beim Übergang in die Industrie 4.0 werden außerdem non-formale Soft Skills  wichtig, wie selbständiges Handeln, Selbstorganisation, Kompetenzen in der Teamarbeit und bei der Problemlösung. Also liegt die Antwort auf die brennende Frage der Zukunftsperspektiven ganz klar in der Gründerszene. Basierend auf digitalen Medien und Netzen, mit einer Affinität zu Beratung und Vertrieb, ist die Arbeit in dieser Branche zukunftsbestimmend.

Eigene Mittel einschätzen

Die aktuellsten Beispiele hierfür müssen wir nicht lange suchen. Erfolgreiche Vielfachgründer wie Steve Jobs, Jeff Bezos oder Richard Branson haben es dank ihrer ganz besonderen unternehmerischen Entscheidungslogik in den Zeiten des permanenten Wandels bis an die Spitze geschafft. Eine US-Studie befasste sich mit den kognitiven Vorgängen einiger Super-Unternehmer und erörterte grundlegende Prinzipien ihres unternehmerischen Handelns. Am Beginn einer Unternehmung steht demnach nicht die Zieldefinition, sondern die Frage nach den Mitteln: Wer bin ich? Was kann ich? Wen kenne ich? Und die wichtigste Frage: Was will ich erreichen? Hier kannst Du zu diesem Thema weiterlesen.

Auch für den Fall des Scheiterns gibt es eine ausgefeilte Strategie. Der höchst mögliche Verlust wird in die Berechnung miteinbezogen und liegt unterhalb der finanziellen und emotionalen Schmerzgrenze. Pannen und gescheiterte Vorhaben werden als eine neue Chance gesehen, inklusive der Bereitschaft, die Richtung zu wechseln und neue innovativere Ideen zu entwickeln. Eine entscheidende Rolle bei solchen Unternehmungen kommt geschäftlichen Partnerschaften zu, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen ins Unternehmenskonzept einbringen und sich auf ein gemeinsames Ziel einlassen.

Statt nach Kraftfutter für tote Pferde zu suchen und uns einem aussichtslosen Arbeitsverhältnis zu verschreiben, sollten wir nun umsatteln und unsere Möglichkeiten in den Zeiten der Digitalisierung in vollem Umfang ausschöpfen.

Ein Gastbeitrag von Anastasia Geertsen